HOOF FORMULA - Huf und Pflege

Der Huf, ein Wunderwerk der Natur…


Der Huf und seine Pflege

Der Huf des Pferdes hat sich in einer über 50 Millionen Jahre dauernden Entwicklungsgeschichte von einer hundeähnlichen Pfote zu dem hochkomplizierten Zehenendorgan des heutigen Pferdes entwickelt.

Dieser Huf und sein äußeres Baumaterial, das Hufhorn, das sich in das innere Blättchenhorn, das äußere Röhrchenhorn und das untere Sohlenhorn einteilen läßt, wurde von der Natur so ausgestattet, dass er keiner Pflege bedarf. Unterschiedliche Abnutzung und Bodenverhältnisse sowie Einwirkung von Feuchtigkeit wurden durch Selbstregulation ausgeglichen.

Erst die Nutzung des Pferdes durch den Menschen machte sehr schnell den Schutz der Hufe notwendig, zuerst gegen zu starke Abnutzung durch den Einsatz als Transport- und Reitpferd zur Überwindung größerer Entfernungen. Aber auch bei fehlender Abnutzung muss korrigierend eingegriffen werden, um die Regelmäßigkeit des Hufes zu erhalten.

Sowohl der Beschlag mit Eisen oder Kunststoff, als auch das Ausschneiden des Barhufgängers wird in der Regel vom Fachmann, dem Hufschmied, ausgeführt. Wegen der Hornwachstumsrate von ca. 6 bis 8 mm im Monat sollte das Zeitintervall bis zum Umlegen der alten Eisen, oder, wenn sie abgelaufen sind, zum Anbringen von neuen Eisen, nicht länger als 6 bis 8 Wochen sein. Bei längeren Intervallen wird die elastische Hornkapsel erheblich geschädigt, weil das Eisen nicht mitwächst, sondern einwächst. Durch die Korrektur wird der Huf auf seine natürliche Größe zurückgebracht, weil durch das Eisen die Abnutzung verhindert wird. Ein übermäßiges Kürzen des Tragrandes, sowie ein zu starkes Ausschneiden von Sohle und Strahl ist zu vermeiden, weil dies den Huf zu sehr schwächt. Zu lange Beschlagsintervalle und daraus resultierendes starkes Ausschneiden führen außerdem zu einer erheblichen Veränderung der Statik der Zehe, was zu einer unnötigen bzw. gefährlichen Belastung von Gelenken, Bändern und Sehnen führt

 

Bei einem zur Gesund­erhal­tung be­schla­gen­en Huf darf das Be­schlags­inter­vall nicht länger als 6-8 Wochen be­tra­gen.

Der unbeschlagene Huf, der bei Pferden auf der Weide und bei Nutzung auf weichem Boden wie Halle oder Reitplatz zu bevorzugen ist, muss aber ebenfalls gepflegt werden. Dies beginnt damit, dass mindestens 1 x täglich die Sohle und der Strahl von eingekeiltem Boden und Mist befreit werden muss. Dieses Auskratzen sollte mit einem nicht zu spitzen Hufkratzer geschehen, um die inneren und äußeren Strahlfurchen nicht zu tief zu kratzen und das Horn nicht zu verletzen. Dabei müssen alle Fremdkörper wie Steinchen oder gar Draht, Nägel oder Schrauben sorgfältig entfernt werden.

Diese Pflegemaßnahmen sind deshalb unerläßlich, weil besonders bei Boxenhaltung, und hierbei extrem bei Tiefstall bzw. Matratzenhaltung die Fäulnisbildung unausweichlich ist. Schmutz und Feuchtigkeit, ganz besonders aber das Kot - Uringemisch der Boxeneinstreu führen zu einer Zersetzung des Hufhornes. Die in der Einstreu vorhandenen Fäulnisbakterien dringen dann in die eigentlich dichte Hornkapsel ein. Folgen sind zunächst mangelhafte Qualität des nachwachsenden Hufhornes, bröckeliges Hufhorn, Strahlfäule und Hufabszesse. Deshalb ist Grundlage jeder Behandlung eine Änderung der Einstreu. Diese muss trocken sein und muss täglich gemistet werden. Ob sie aus Stroh oder Spänen besteht, ist sekundär.

 

Strahl­fäule ist immer ein Hal­tungs­pro­blem. Eine Be­hand­lung ohne Hal­tungs­änder­ung ist aus­sichts­los.

Das Waschen der Hufe hat zweierlei Aufgaben. Erstens dient es der gründlichen Reinigung der Hufe, sofern dies notwendig ist, und zweitens dient es der Feuchtigkeitsaufnahme; auch hier gilt, soweit dies notwendig ist. In feuchtem Sand und auf der feuchten Wiese nehmen die Hufe genügend Feuchtigkeit auf. Stehen die Pferde allerdings fast ausschließlich im trockenen Stall, besonders bei gut gemisteter Späne-Einstreu, werden die Hufe trocken, das Horn spröde und hart, sie verlieren an Elastizität.

 

Trockene Hufe mit harten, spröden Horn sollten jeden 2. Tag gewäs­sert oder ge­waschen werden.

Bei jeder Form von Entzündung im Bereich des Hufes oder der Fessel sollte zunächst kein Wasser angewandt werden, weil Feuchtigkeit Entzündungs- und Fäulnisprozesse fördert. Die oberste Schicht der Hornkapsel, die Glasurschicht, verhindert das Austrocknen der Hornkapsel. Deshalb sollte sie weder vom Schmied durch Beraspeln der Hornwand, noch bei der Pflege durch zu starkes Kratzen der Wand zerstört werden. Auch die Nutzung des Pferdes in scharfem Sand zerstört die Glasurschicht. Der Einsatz von Fetten, Ölen oder neuerdings Lacken kann die fehlende Glasurschicht allerdings nur sehr eingeschränkt ersetzen. Zwar verhindern diese Stoffe das Verdunsten der Feuchtigkeit aus der Hufwand, sie verhindern aber auch jegliches Eindringen von Feuchtigkeit.

 

Ein feuchter, weicher Huf sollte vor dem Wässern, ein spröder, trockener Huf nach aus­gie­bigem Wäs­sern gefet­tet werden.

Das Huffett sollte von guter Qualität sein, und gehört nur auf das Wand- und Sohlenhorn, nicht auf die Haut. Es kann nicht in das Horn eindringen. Das oft im Fett enthaltene Lorbeeröl hat keine Auswirkung auf das Wandhorn. Es wirkt nur auf dem Kronsaum, dort führt es durch Förderung der Durchblutung zu einer Steigerung des Hornwachstums von bis zu 50%. Dies sollte bei schlecht und langsam wachsenden Hufen ausgenutzt werden.

 

Fett gehört auf die Horn­kap­sel, Lor­beer­öl ge­hört auf den Kron­rand.

Alle anderen Substanzen, besonders aber Teer, Farben und Lacke, gehören nicht an die Hufe. Sie versiegeln die Oberfläche des Horns und schließen bereits vorhandene Fäulniserreger ein. Da es sich hierbei hauptsächlich um anaerobe Bakterien handelt, d.h. Keime, die sich unter Luftabschluß vermehren, schafft man so einen idealen Nährboden.

Schon beim Fohlen muss mit einer intensiven Hufpflege begonnen werden. Zum einen, weil das Fohlen die Prozedur des Hufegebens lernen muss und sehr schnell lernt. Zum anderen, weil Huf- und Stellungsanomalien beim Fohlen sofort erkannt werden müssen und zu dieser Zeit korrigiert werden können. Beim älteren Pferd wird das schwierig. Der Lebensabschnitt des Absetzers und des Zweijährigen ist leider aufgrund der Haltungsformen: Sommer - Dauerweide, Winter - Laufstall, der Lebensabschnitt, in dem die Hufpflege in den meisten Fällen zu kurz kommt. Nicht beachtete Stellungsfehler und fortschreitende Fäulnisprozesse führen in diesem Lebensabschnitt des Pferdes oft zu dauerhaften Schäden an Zehe und Huf. Deshalb ist gerade bei heranwachsenden Pferden die Hufpflege wichtig für die Gesundheit des älteren Pferdes.

Die Hufpflege ist der Preis, den der Mensch als Nutzer des Pferdes zur Gesunderhaltung aufbringen muss, weil er durch die Domestizierung und Haltung die natürlichen Bedingungen extrem verändert hat. Daher der Spruch:


Ohne Huf kein Pferd!

 

 

Wir danken Dr. med. vet. Schüle für die freundliche Unterstützung